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Westafrika: Ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht

Der erste Tag beginnt mit unserem Flug frühmorgens von Luxemburg nach Dakar. Dort angekommen braucht es erst einmal, bis man realisiert, dass man wieder auf dem afrikanischen Kontinent ist, weil es anders als sonst so ein kurzer und direkter Flug war. Dennoch dauert es wenige Stunden nach einer langen Fahrt vom Flughafen bis in das Stadtzentrum Dakars, vorbei an Eselgespannen, heruntergekommenen Gebäuden und Autos, LKWs, die noch als Transportmittel benutzt werden, bis man wieder richtig Afrika eingehaucht hat. Wortwörtlich, denn der Mix aus trockener Savanne und verbranntem Müll in der Luft, lässt mein afrikanisches Herz wieder schneller schlagen.

Die Unterkunft zu finden ist erst einmal nicht so leicht, da das „Motel“ mitten im Wohnkomplex ist und von Privatpersonen betrieben wird. Die Gastgeberin spricht kein französisch, weshalb die Kommunikation nur über den Taxifahrer stattfinden kann. Interessanter Empfang, aber nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, können wir endlich weiter. Die Stadt erkunden. Wir sind auf Ngor, einem Teil mit schönen Stränden und den klassischen westafrikanischen Booten. Als wir uns durch die stark befahrenen Straßen Dakars endlich bis zum Strand durchgerungen haben, geht schon allmählich die Sonne unter, aber es ist immer noch viel Leben hier im und am Wasser. Kinder die spielen, Menschen, die ihre Produkte verkaufen wollen, Fischer, die ihre Boote an Land ziehen um den Ertrag aus dem Meer sicherzustellen und so viele mehr Eindrücke, die einen überwältigen und bewusst machen. Das ist wieder mein Afrika. Egal, ob Westafrika, südliches Afrika, oder östliches Afrika: der Flair hat doch immer wieder etwas sehr Ähnliches. Nachdem wir uns durch ein Labyrinth von Häusern durchgeschlagen haben, vorbei an den Locals, die hier und da Feste feiern, Kinder zwischen den engen Straßen hin- und herrennen, oder die Männer in ihren langen Gewändern in den verwinkelten Gassen in einem Gebäude verschwinden, dass sich bei näherem Betrachten als Moschee herausstellt, landen wir am Ende wieder auf der Hauptstraße, zurück zu unserem Hotel, nachdem wir uns zuvor noch gestärkt haben. Überraschend, dass es so viele Boulangerien gibt, mit den typischen französischen Pâtisseries. Ein weiteres Überbleibsel des französischen Kolonialismus.

Am nächsten Morgen geht es auf Mototaxis – nach einem kleinen Jogginausflug zum westlichsten Punkt Afrikas – tiefer ins Stadtzentrum. Vorbei an dem Monument de la Rénaissance, Mosque de la Divinité und vielen anderen Sehenswürdigkeiten, wollten wir uns noch zur Île de Gorée begeben, die aber leider an einem Montag geschlossen war.

Nicht sehr angeregt von einer versmogten und überfüllten Stadt, haben wir uns am nächsten Tag aus der Stadt rausbegeben, in Richtung Gambia. Frühmorgens um 5 Uhr warteten wir auf unser Taxi, das wir am Abend zuvor bestellt haben, leider erfolglos. Zum Glück ist der Portier unseres Hotels hilfreich und besorgt uns ein Taxi zu einem besseren Preis. Es ist doch immer besser die Locals verhandeln zu lassen, anstatt es selbst in die Hand nehmen zu wollen, da man meist höhere Preise zahlen muss, als Weißer. Am Busbahnhof angekommen, sind wir ungünstigerweise in den falschen Bus eingestiegen. Dieser fährt zwar früher los und ist günstiger, aber dafür hält er an jeder Stadt an, um neue Leute mitzunehmen und teilweise auch Pakete auszuliefern. Ja, so ein Bus dient allem: Personen- als auch Gütertransport. Damit ist der Komfort auch nicht sonderlich hoch. 30 km vor der Grenze meinte der Busfahrer und der Ticketverantwortliche, dass wir aussteigen müssen, weil dieser Bus nicht die Grenze fährt. Dafür sind wir zu siebt in einen Kleinwagen umgeladen worden, wo wir dann die restliche Strecke bis an die Grenze hinter uns gebracht haben.  Die Ausreise war tatsächlich problemlos.

Gambia. Gambia ist ein faszinierendes Beispiel für die ungewöhnliche Geografie von Kolonialreichen. Ursprünglich war Gambia von verschiedenen afrikanischen Stämmen bewohnt. Die Region wurde im 15. Jahrhundert von portugiesischen Entdeckern entdeckt und später von den Briten kolonisiert. Die Gründe, warum Gambia als britisches Protektorat im Senegal, einem französischen Kolonialgebiet, existierte, liegen in den machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen der Kolonialmächte. Die Flussmündung des Gambia war strategisch wichtig für den Handel und den Zugang zum afrikanischen Binnenland. Die Briten suchten einen Zugang zu den Handelsrouten und nutzten daher ihre militärische Stärke, um Gambia zu kontrollieren. Obwohl Gambia von den Briten kontrolliert wurde, behielt es seine eigene Verwaltung und wurde als Teil des Britischen Empires eine unabhängige Kolonie. Diese spezielle geografische Situation erklärt, warum Gambia als schmaler Streifen innerhalb des Senegal existiert. Nach der Unabhängigkeit behielt Gambia seine politische Autonomie und ist heute ein souveräner Staat.

Über die Grenze geht es recht schnell. Wir werden an der Immigration um unsere Pässe gebeten und danach in ein Büro gebeten, in einem nach einem Polizeigebäude aussehenden Haus. Der Verdacht schließt sich, nachdem wir durch einen Raum laufen, wo ein kleines „Gefängnis“ mit Gittern steht und ein Betrunkener darin uns ratlos anschaut, als seien wir plötzlich und unerlaubt in sein Wohnzimmer getreten. Nachdem wir die Stempel erhalten haben, holen wir uns noch eine SIM-Karte, damit ich nach einem Hotel suchen kann und begeben uns in Richtung der vielen Taxifahrer, wo jeder unbedingt uns seine Fahrdienste anbieten möchte. Der günstigste gewinnt. Geschicktes verhandeln ist dennoch wichtig.  Der Fahrer lässt uns am Great Gambia River raus. Dort warten wird uns gesagt, wo der Ticketschalter ist. Beim Kauf fehlen uns ein paar Dalasi (Gambische Währung) und ein freundlicher Gambier zahlt uns den ausstehenden Betrag. Wie freundlich die Leute hier doch sind! Dann begeben wir uns ohne eine richtige Information zu erhalten an den „Wartebereich“. Das denken wir zumindest, da hier viele Leute herumlungern, als ob sie wie wir auch endlich auf die Fähre wollten, um endlich den Fluss zu überqueren, der hier an der Mündung so groß ist, dass man das andere Ufer kaum mehr sehen kann.

Auf der Fähre endlich. Wir suchen uns einen Platz um zu sitzen und landen neben einer Reisegruppe. Schnell kommen wir in ein interessantes Gespräch, wobei die Leute beeindruckt sind von unserem Vorhaben innerhalb von 4 Wochen Westafrika zu durchqueren. Der Reiseführer, ein Local mit dem Namen Abdullah, meint, dass wir uns auf jeden Fall hüten sollen, denn es sei sehr gefährlich. Als wir unsere Pläne weiter detaillieren, was unser Vorhaben für die Zeit in Gambia ist und wir noch nichts organisiert haben, bietet Abdullah uns an, dass er uns die nächsten zwei Tage durchs Land führt. Wie einfach Reisen doch manchmal sein kann, wenn man sich nur mit den Leuten unterhält. Anders hätten wir es sicherlich nicht geschafft, das ganze Land so einfach zu sehen. Am Abend sind wir dann müde und beziehen ein wunderschönes Hotel am Strand von Serekunda, hinter der Hauptstadt Banjul. Davor hat uns ein Taxifahrer noch zu einem Restaurant geführt, nachdem ich ihn gebeten habe uns das Nationalgericht Domoda zu zeigen, das ich schon oft zuvor bei meinem Mitbewohner in Heidelberg kosten durfte. Welch ein Genuss!

Der nächste Morgen. Mittwoch, der vierte Tag unseres Abenteuers. Abdullah holt uns frühmorgens pünktlich und zuverlässig an unserem Hotel ab und die Reise beginnt. Wieso so früh morgens? Weil es nur eine Fähre gibt, mit der man den Fluss überqueren kann und alle wollen auf diese Fähre. Als wir ankommen erahnen wir schon das Chaos, das sich bald anbahnen wird. Wenn man die erste Fähre nicht erwischt, muss man weitere 2 Stunden warten.

Glücklicherweise reicht es uns auf die Fähre und wir fahren die gesamte Nordbank des Gambia Rivers entlang bis zu unserer Unterkunft. Auf der Reise dorthin, lernen wir so viele verschiedene Dinge: Wie die Feuerwehr mit einem Fahrzeug für das fast gesamte nördliche Gebiet Gambias verantwortlich ist und wie sie im Falle eines Feuers agieren; Hartarbeitende Erdnuss-Bauern, deren Erträge mit viel zu niedrigen Preisen von der Regierung aufgekauft werden; lokale Märkte, in denen keine richtigen hygienischen Standards gelten und vieles mehr. Interessant waren ebenfalls die Stonecircles of Wassu. Wassu ist ein bedeutender Ort in Gambia, der für seine historische und kulturelle Bedeutung bekannt ist. Es liegt in der Central River Region des Landes, etwa 25 Kilometer nordöstlich der Stadt Janjanbureh (früher Georgetown) auf der Insel McCarthy Island. Eines der bemerkenswertesten Merkmale von Wassu sind die steinernen Kreise, die dort zu finden sind. Diese Steinmonumente sind Teil des Wassu-Steinkreis-Komplexes und wurden im Jahr 2006 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Steinkreise von Wassu sind eine wichtige archäologische Stätte und werden auf ein Alter von mehreren hundert Jahren datiert. Sie bestehen aus aufrecht stehenden Steinen, die in Kreisformationen angeordnet sind, und haben eine kulturelle und möglicherweise religiöse Bedeutung für die damaligen Gemeinschaften. Wassu ist auch bekannt für sein kulturelles Erbe, insbesondere für die Jola-Gemeinschaft, die dort lebt. Die Jola sind eine der vielen ethnischen Gruppen in Gambia und haben ihre eigenen reichen Traditionen, Bräuche und Sprache. In Wassu und den umliegenden Gebieten werden oft traditionelle Rituale, Musik und Tänze praktiziert, die Einblicke in die kulturelle Vielfalt des Landes bieten.  

Aber unser absolutes Highlight war der Grund, warum wir überhaupt ins Landesinnere Gambias wollten. Der Gambia Fluss. Noch besser: unsere Bootsfahrt. Hier führt uns Captain Hippo über eine wunderschöne Dschungellandschaft, die allzusehr an den Amazonas erinnert zu den Hippos am Flussrand. Was für ein ehrfürchtiger Moment neben diesen Kreaturen, die ich doch sehr viel aggressiver aus meinen Reisen ins südliche Afrika kenne. Doch hier scheinen sie so friedlich und zahm, aber dennoch wollen wir uns ihnen nicht weiter nähern. Außerdem sind wir aus einem noch schöneren Grund hier, der sich schon bemerkbar macht, als das Gebrüll der Schimpansen losbricht. Aufeinmal kommen sie aus dem Dickicht geschwungen und nähern sich uns an. Ich bin total auf Wolke sieben. Schimpansen in freier Wildbahn, was für ein Moment! Gänsehaut pur. Dazu diese unvergleichbare Idylle und Natur, das wird niemals in Vergessenheit geraten.

Nach 90 Minuten, die viel zu schnell vorbeigingen, aber mit so vielen Eindrücken gefüllt waren, geht es zurück ans Ufer, von wo aus wir uns durch die Dörfer an unser Nachtquartier begeben. Eine sehr einfache Unterkunft, ohne Strom, direkt am Fluss wieder. Gewöhnungsbedürftig aber ich habe mich pudelwohl gefühlt. Einfach mal abschalten und die Ruhe und Natur genießen, ohne elektrischen Geräte, Empfang gab es sowieso keinen, einfach nur lesen, lauschen, entpsannen und zwar bei Kerzenschein. Am Abend nach einem guten Abendessen, bei dem wir umzingelt von Affen, Ziegen und Hühnern waren, geht es dann ins Bett. Ein neuer spannender Tag liegt vor uns.

Der nächste Morgen ist wieder gepackt mit Idylle und friedvoller Ruhe an dem wunderschönen Fluss mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Hier in Jajanburreh lässt sich aber noch anderes erleben. Nach dem Frühstück überquerten wir den Fluss nach Georgetown.

Georgetown, früher bekannt als Janjanbureh, ist eine historische Stadt in Gambia, die auf McCarthy Island liegt, einer Insel im Gambia-Fluss. Die Stadt hat eine reiche koloniale Vergangenheit und war ein wichtiger Handelsposten während der Zeit des Transatlantischen Sklavenhandels. Die Stadt wurde im frühen 19. Jahrhundert von den Briten gegründet und diente als wichtiges Zentrum für den Handel mit Sklaven und anderen Gütern. Janjanbureh war Teil des britischen Kolonialreiches und spielte eine bedeutende Rolle im Sklavenhandel, wobei Sklaven über den Gambia-Fluss in den Atlantik verschifft wurden. Heute ist Georgetown für seine historische Architektur und seine Rolle als Erinnerungsort für den Sklavenhandel bekannt. Besucher können historische Stätten wie das Arch 22 besichtigen, ein beeindruckendes Triumphbogen-Denkmal, das an den Staatsstreich von 1994 erinnert und einen Panoramablick über die Stadt bietet. Die Insel McCarthy Island ist auch ein beliebtes Ziel für Touristen, die die lokale Kultur erleben und die natürliche Schönheit des Gambia-Flusses genießen möchten. Trotz seiner kolonialen Vergangenheit ist Georgetown heute eine lebendige Stadt mit einer vielfältigen Gemeinschaft und einer wachsenden Tourismusindustrie, die Besucher aus der ganzen Welt anzieht, die die reiche Geschichte und Kultur der Region erleben möchten.

Nachdem Besuch des Sklavenbaums und des lokalen Marktes begeben wir uns weiter wieder zurück entlang der Southbank des Flusses. Hier erfahren wir sehr viel stärker als am Tag davor, wie korrupt dieses Land ist, insbesondere die Polizeit, die uns an den unzähligen Posten immer wieder aufhält und Geld für unverschämte Details möchte. Unter anderem meckern sie unseren Fahrer an, dass seine Fensterscheiben getönt sind. Ohne zu zahlen lassen sie ihn nicht gehen. Insgesamt hielten uns diese gefühlt 100 Bestechungen am Tag doch sehr auf.

Ein Besuch in den Dörfern war Teil des Ausflugs, den uns Abdullah organisiert hat. Das war wirklich sehr intensiv. Direkt diese Armut der Menschen zu sehen, nachdem man in ihre Häuser eingeladen worden ist und mit welchen einfachen Mitteln sie überleben. Laut dem Statistischen Bundesamt verdienen die Menschen hier ca. 60-70 $ pro Monat. In den unteren Bevölkerungsschichten natürlich noch sehr viel weniger. Das hatte sich hier deutlich bemerkbar gemacht.

Nach diesem uns nachdenklich stimmenden Zwischenstopp geht es nun nach 2 intensiven Tagen durch Gambia zurück und für uns weiter. Raus aus Gambia wieder hinein in den Senegal. Ziguinchor ist das nächste Ziel. Plötzlich kommt mir Senegal so viel schöner vor, viel zivilisierter. Der Norden des Landes ist tatsächlich nicht so ansprechend, so geht es vielen Reisenden, die wir während unserer Tour treffen, aber der Süden hat schon einen besseren Beigeschmack. Das Klima wird auch immer angenehmer und die Menschen sind viel freundlicher als im Norden.

Ziguinchor ist eine Stadt im Süden des Senegal, die für ihre entspannte Atmosphäre und ihre Nähe zu den traumhaften Stränden der Casamance-Region bekannt ist. Die Stadt ist ein wichtiges Handelszentrum und eine Drehscheibe für den Tourismus in der Region. Besucher schätzen die malerische Umgebung, die lebendige Kultur und die freundlichen Einwohner.

Hier organisierten wir nach einer erholsamen Nacht im „paradis“, wie unser Motelbesitzer meinte, unser Visum, und andere organisatorische Dinge, um ins nächste Land zu kommen: Guinea-Bissau. Wir handelten mit einem Taxifahrer, der uns dann problemlos über die nächste Grenze brachte. Bis hierhin verlief alles wirklich wie am Schnürchen. Von Sao Domingos aus begaben wir uns dann nach La Varela. Einem schnuckeligen, einsamen Dorf, direkt am Meer, wo wir wirklich die einzigen Weißen waren. Welch eine Oase, nach einem erneuten anstrengenden Tag im öffentlichen Verkehrsmittel über katastrophale Straßen. Es muss ein Graus sein diese Strecke in der Regenzeit zu fahren, durch Schlamm im Dschungel und vieles mehr. Selbst in der Trockenzeit halten uns die Schlaglöcher auf und der Straßenstaub macht das Atmen schwer.

Taxifahrt nach Sao Domingos von Ziguinchor aus

Dennoch ist es eine schöne Landschaft durch die wir bis nach Varela gefahren sind. Am nächsten Tag ging es wieder zurück über den gleichen Weg, mit dem gleichen Fahrer, den wir gebeten haben auf uns zu warten bis um 13 Uhr des nächsten Tages, als unser privater Fahrer, nicht mehr als öffentlicher Bus. Sonst gelangt man nicht mehr aus diesem Ort heraus. In unserem privaten Taxi nehmen wir dann Leute am Straßenrand mit, die auch in die Stadt Sao Domingos wollen. Wie dankbar sie sind, weil sie kein Geld für das Taxi aufbringen müssen, das wir schon im Vorfeld bezahlt haben.

Von Sao Domingo aus geht es weiter nach Bisau, der Hauptstadt der ehemaligen portugiesischen Kolonie. Leider müssen wir aber erst noch mal Geld abheben. Dummerweise haben viele Geldautomaten immer wieder Netzwerkprobleme, sodass wir keine Möglichkeit hatten unsere Bargeldbestände zu erhöhen. Geld wechseln möchte auch keiner heir, da die Leute weder mit Euro noch mit Dollar etwas anzufangen wissen. Also haben wir erstmal ein Problem und kratzen unsere Reserven zusammen, um wenigstens in die Hauptstadt zu kommen, wo wir hoffen mehr Glück zu haben. Tatsächlich klappt es dann nach 3 oder 4 verschiedenen Versuchen bei verschiedenen Banken. Welche Erleichterung wieder Geld zu haben. Dafür wird erstmal wieder ein richtig gutes portugiesisches Gericht im nächsten Restaurant bestellt. Was ich schon 2017 in Mosambik bemerkt habe, ist dass die ehemaligen portugiesischen Kolonien einfach eine sehr gutes Essen haben, da sie einige Ideen der portugiesischen Küche übernommen haben. Welch ein Genuss.

Weiterziehen – von kolonialer Vergangenheit ins unbekannte Abenteuer

Schon am nächsten Tag geht unsere Reise weiter. Nach meiner täglichen Laufrunde durch die Straßen – 5 bis 10 Kilometer, wie immer – wird mir schnell klar: Diese Stadt hat nicht viel zu bieten, außer ein paar kolonialen Relikten, die in ihrer stillen Pracht Geschichten von vergangenen Zeiten erzählen. Doch für uns ruft das Abenteuer, und so entscheiden wir uns, die Segel neu zu setzen. Unser Ziel: Buba im Süden. Eine Reise, die uns einiges abverlangen sollte.

Schon der Weg dorthin beginnt mit einem Hindernisparcours: Den richtigen Busbahnhof zu finden, ist eine Herausforderung für sich. Überall in der Stadt verteilen sich kleine, chaotische Sammelpunkte, die „Garages“ genannt werden. Hier tummeln sich Menschen, die lautstark Plätze in ihren Fahrzeugen anpreisen. Die Szenerie ist hektisch, fast schon überwältigend. Verschiedene Ticketstände wetteifern um Kundschaft, doch das eigentliche Problem ist das Prinzip: Die Busse fahren nicht nach Fahrplan, sondern erst, wenn sie voll sind – eine Geduldsprobe für jeden, der pünktlich irgendwo ankommen will. Wer sicher gehen möchte, nicht den letzten Bus zu verpassen, muss früh da sein, denn niemand kann einem sagen, wann der letzte tatsächlich abfährt.

Nach einigen Irrungen und viel Hilfe von den Einheimischen finden wir schließlich den richtigen Bus. Sein Ziel: Buba, eine Stadt nahe der Grenze zu Guinea. Unser ehrgeiziger Plan sieht vor, noch am selben Tag weiter nach Boké zu reisen – optimistisch, wie wir sind.

Auf der Straße des Lebens

Die Fahrt durch Guinea-Bissau entpuppt sich als lebendiges Kaleidoskop: endlose, grüne Landschaften, kleine Dörfer mit herzlichen Menschen, die am Straßenrand stehen und uns neugierig zuwinken. Der Bus ist das volle afrikanische Erlebnis: laut, überfüllt, chaotisch – und dennoch irgendwie charmant. Jeder Winkel ist besetzt, jeder freie Raum mit Gepäck beladen. Die laute Musik mischt sich mit dem Stimmengewirr der Mitreisenden und schafft eine Atmosphäre, die man nur hier so erleben kann.

Doch irgendwann, als die Dämmerung hereinfällt, hält der Bus plötzlich an – mitten in einem kleinen Dorf, etwa 20 Kilometer vor Buba. Der Fahrer dreht sich zu uns um und erklärt, dass wir hier aussteigen müssen, wenn wir nach Boké wollen. Irritiert sehe ich mich um: Keine Straße führt weiter, nur dichter Busch. Taxis? Fehlanzeige. Stattdessen stehen hier ein paar Motorräder und eine Gruppe junger Männer, die wild gestikulierend rufen, sie könnten uns nach Boké bringen.

Wir steigen zögernd aus, während der Bus ohne uns davonfährt – eine Entscheidung, die wir schnell bereuen. Die Nacht hat längst begonnen, und der Gedanke, auf einem Motorradtaxi durch den Busch bis Boké zu fahren, scheint mehr einem wahnwitzigen Abenteuer als einer vernünftigen Reiseplanung zu entsprechen. Also bleibt uns nur eines: umdisponieren. Statt nach Boké zu fahren, beschließen wir, in Buba zu übernachten – ein Plan, der leichter gesagt als getan ist. Denn dort, wo wir gerade stehen, gibt es nichts: kein Hotel, kein Gästezimmer, nichts. Die einzige Möglichkeit, weiterzukommen, ist – wie könnte es anders sein – ein Motorradtaxi.

Ankunft in der Idylle

Als wir schließlich in Buba ankommen, bin ich überrascht – und fasziniert. Die Stadt ist klein, ruhig und strahlt eine besondere, fast magische Atmosphäre aus. Direkt am Fluss gelegen, wirkt sie wie eine Oase der Gelassenheit. So etwas hätte ich hier nicht erwartet.

Am nächsten Morgen, an meinem allmorgendlichen 10-Kilometer-Lauf, werde ich belohnt: ein atemberaubender Sonnenaufgang malt die Flusslandschaft in goldenes Licht. Es ist Weihnachten, und die Szenerie könnte nicht malerischer sein. Fischerboote gleiten über das ruhige Wasser, Einheimische baden oder schöpfen Wasser – Szenen, die wirken, als seien sie einem Gemälde entsprungen.

Hier, mitten in dieser Idylle, spüre ich die Essenz des Reisens. Es geht nicht nur um Ziele, sondern darum, im Moment zu sein, die Kultur zu atmen, das Leben der Menschen zu erleben. Touristen? Fehlanzeige. Außer uns sind nur zwei weitere Backpacker unterwegs, die wir später auf unserem Weg durch Westafrika noch einmal treffen werden. Doch das Fehlen großer Touristengruppen macht diesen Ort für mich nur noch besonderer.

Fortsetzung folgt

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